Das Lektorieren eines Romans ist eine anspruchsvolle Aufgabe und geht weit über das bloße Korrigieren von Rechtschreibfehlern hinaus. Ein Lektorat umfasst sowohl die Überprüfung der Struktur und Logik der Handlung als auch die sprachliche und stilistische Verfeinerung des Textes.
Lass uns herausfinden, wie du deinen Roman von der Rohfassung bis zur veröffentlichungsreifen Version selbstständig lektorieren kannst.
Den Roman lektorieren – so geht's
1. Erster Durchgang: die Gesamtstruktur
Bevor du dich in die Details stürzt, verschaffe dir einen Überblick über die gesamte Geschichte. Lies dir den Roman einmal vollständig durch, ohne Änderungen vorzunehmen. Notiere dir dabei die folgenden Punkte:
- Handlungsstruktur: Ist der Plot logisch und konsistent? Gibt es Stellen, an denen die Handlung stockt oder unlogisch erscheint?
- Charakterentwicklung: Sind die Charaktere glaubwürdig und entwickeln sie sich im Laufe der Geschichte weiter? Stimmen ihre Handlungen mit ihren Persönlichkeiten überein?
- Pacing: Wechselt das Erzähltempo auf eine sinnvolle Weise? Gibt es zu lange Passagen, die die Handlung unnötig in die Länge ziehen?
2. Zweiter Durchgang: inhaltliche Überarbeitung
Im zweiten Durchgang geht es um die inhaltliche Tiefe und Konsistenz. Hier solltest du tiefer in die einzelnen Aspekte der Geschichte eintauchen:
- Plotlöcher und Inkonsistenzen: Überprüfe, ob alle Handlungsstränge logisch und schlüssig sind. Schließe eventuelle Plotlöcher und beseitige Inkonsistenzen.
- Charaktere und Dialoge: Sorge dafür, dass alle Charaktere eine klare Motivation und Tiefe haben. Überarbeite Dialoge, um sicherzustellen, dass sie authentisch klingen und zur Charakterisierung beitragen. Dialoge sollen die Geschichte voranbringen und nicht einfach des Dialogs Willen vorhanden sein.
- Themen und Motive: Arbeite die zentralen Themen und Motive des Romans klar heraus, sodass sie sich durch die gesamte Geschichte ziehen.
3. Dritter Durchgang: sprachliche und stilistische Verfeinerung
Jetzt ist es an der Zeit, auf die sprachliche und stilistische Ebene des Textes zu achten:
- Wortwahl und Stil: Achte darauf, dass die Sprache zum Genre und Ton des Romans passt. Überprüfe die Wortwahl und vermeide Wiederholungen und unnötige Füllwörter. Jugendbücher sollten z. B. anders klingen als ein Krimi oder Thriller.
- Satzstruktur und Lesefluss: Sorge für eine abwechslungsreiche Satzstruktur und einen guten Lesefluss. Überarbeite sperrige oder unklare Sätze und streiche Füllwörter.
- Erzählerstimme: Stelle sicher, dass die Erzählerstimme konsistent ist und zum Stil des Romans passt.
4. Vierter Durchgang: Grammatik und Rechtschreibung
Nachdem die großen strukturellen und stilistischen Fragen geklärt sind, geht es nun an die Feinheiten:
- Rechtschreibung und Grammatik: Korrigiere Rechtschreibfehler, Grammatikfehler und Zeichensetzungsfehler. Dabei helfen dir z. B. Tools wie der Duden Mentor. Du kannst auch eine Freundin oder einen Freund um Hilfe fragen, die versiert sind in Sachen Rechtschreibung und Grammatik.
- Formatierung: Achte auf einheitliche Formatierung des Textes, z. B. bei Kapitelüberschriften, Absätzen und Dialogen. Der Leser bemerkt Inkonsistenten schneller, als dir vielleicht lieb ist.
5. Feedback einholen
Bevor du den finalen Durchgang startest, hole dir Feedback von Testlesern oder einem professionellen Lektor:
- Testleser: Gib den Roman Freunden, deiner Familie oder anderen Autoren zum Lesen. Achte auf ihre Rückmeldungen bezüglich Handlung, Charakteren und Lesefluss.
- Professionelle Lektoren: Beauftrage einen professionellen Lektor, um alles aus deinem Roman herauszuholen. Vertraue dabei auf dein Bauchgefühl und prüfe, ob du dir eine Zusammenarbeit mit dem Lektor vorstellen kannst. Für ein erstes Kennenlernen ist ein Probelektorat hilfreich. Es hilft dir, den Stil des Lektors herauszufinden.
6. Letzter Durchgang: der Feinschliff
Im letzten Schritt nimmst du alle Rückmeldungen und Änderungen auf:
- Integrieren von Feedback: Berücksichtige die Anmerkungen der Testleser und Lektoren. Nimm notwendige Anpassungen vor und sei dabei stets kritisch: Was Testleser oder Lektoren anmerken, fällt auch anderen Leserinnen und Lesern auf, wenn das Buch erst mal veröffentlicht ist.
- Endkorrektur: Nimm eine letzte Korrektur vor, um sicherzustellen, dass der Text fehlerfrei und poliert ist. Du kannst ganz zum Schluss auch Hilfe von einem Korrektor heranziehen. Ein Korrektorat ist meist finanziell günstiger als ein komplettes Lektorat.